M:

Hermann, kannst Du uns vielleicht mal kurz erzählen, wie Du damals dann gehört hast?

 

H:

Ja sehr gerne.

Ich fange aber nicht bei Adam und Eva an, sondern beginne mit einem markanten Punkt, wo ich mir meine erste "ernsthafte" Hifi-Anlage leistete. Ich kann ich mich noch sehr gut an diesen Termin erinnern, als ob dieses Gestern gewesen war.


Das war im Jahr 1972 - genau zu dem Zeitpunkt, als in München die XX. Olympischen Spiele begannen. An diesem Tag hielt bei mir ein LKW mit den nachfolgenden Komponenten im Gepäck:


 

  • Boxen - Bowers & Wilkins DM 70
  • Receiver - Marantz 2270
  • Plattenspieler - Thorens 125 MK II
  • Tonbandmaschine - Revox A77

Damit war ich fürs erste hifi-technisch schon gut gerüsstet. Für die damaligen Verhältnisse waren die B&W Lautsprecher klanglich - im Vergleich zu allem, was ich vorher hatte - schon ein echter Quantensprung.


Die DM70 war für die damalige Zeit ein wirklich erstklassiger und begeisterungsfähiger Lautsprecher. Er konnte vieles super gut, jedoch eines leider nicht: nämlich das, was ich eigentlich haben wollte - den guten Klang auch mit entsprechender Lautstärke.

 



 Mir wurde schnell klar, dass ich mit der DM70 auf Dauer nicht glücklich werden würde. Aus diesem Grund hieß es sparen - es mussten zwei Elektro Voice Sentry III her, die erstmals mein Bedürfnis nach angemessener Lautstärke und auch akzeptabler Klangqualität mehr als befriedigend abdeckten. Damit hatte ich, wie man sprichwörtlich sagt, "Blut geleckt".

 

 

 

So kam es wie es kommen musste - ich lass 1992 in der AUDIO einen Lautsprechertest, mit einem mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten, angeblich legendären Lautsprecher: "Klipschorn" - Ich dachte noch bei mir - komischer Name und noch falsch geschrieben, da fehlt doch ein "H".

 

Weit gefehlt - wie sich bald herausstellen sollte...

Ich war so beeindruckt, dass ich sofort zum damaligen Klipschhändler zum Probe hören nach Nürnberg fuhr. Und was soll ich sagen - beim ersten Hörens des Eckhorns war mir bewusst, das Bessere ist immer noch des Guten Feind.

Dieses wurde der teuerste, nie bereute Spontankauf meines Lebens.

(H. muss lachen)

 

Passend dazu wurde dann der Marantz 2270 nach zwanzig Jahren durch einen Accuphase E 206 ersetzt. Puh, das war für mich der Hammer!




Beide - Klipschorn und Accuphase - harmonierten perfekt miteinander. Das erste Mal kam bei mir so etwas wie Zufriedenheit mit meiner Anlage auf.

Das war richtig gut - da stimmte der Druck, Dynamik und Spielfreude im typischen "Klipschsound", in den ich mich verliebte.


Dieser Klang war zwar bei manchen Hifi-Gurus umstritten, aber ich habe bezüglich Neutralität, Räumlichkeit nicht wirklich etwas vermisst. Wer den Antritt und Bums, den diese Lautsprecher bereitstellen können, mit guter Musik z.B. Rock, erlebt hat, weiß wie zuhause Live-Feeling aufkommen kann.

Das habe ich vorher nie so erlebt.

 

M:

Ja, dieses kann ich sehr gut nachvollziehen - schließlich habe ich mit meiner La Scala ein Klipschorn als "normalen" Lautsprecher.

 

H:

Diese Hörner würden sicher heute noch bei mir spielen, wenn ein Eckhorn nicht logischerweise in einer Ecke stehen müsste.

In meinem Hörraum - der ja gute 5 Meter breit ist - hatte ich immer das Problem, die richtige Hörposition zu finden. Die Hörner standen Raum bedingt weit auseinander, so dass es mir leider nie gelungen ist, die optimale Hörposition zu finden.

So wuchs die Unzufriedenheit und irgendwann wurde dann der Wunsch nach etwas Neuem immer stärker.

 

Vielleicht war 2004 auch ein gutes Angebot für den Verkauf meiner Hörner von 3.600 € - bezahlt habe ich 1992 noch 10.500 DM - ausschlaggebend für den Verkauf.

 

Was ich damals noch nicht wusste - es begann damit für mich eine wahre Odyssee an Boxenkäufen.

Nichts befriedigte wirklich - Ich war immer unzufrieden.

Irgendwas hat einfach immer gefehlt oder nicht gepasst. Ein Graus. Die Odyssee mal der Reihe nach:

Klipschorn – Nubert NuLine 120 – Klipsch RF 7 – Heco Statement – Tannoy DC 10 T.

Nicht zu vergessen, dazwischen gab es auch noch ein Ausflug in die Surroundwelt mit Dynaudio und AV-Receiver Yamaha DSP AX1, dazu Subwoofer – Nubert AW 1000, Sunfire D 10, Dynaudio Sub 250, Klipsch SW 110 usw.

 


War ich so wählerisch oder durch die Klipschörner so verwöhnt?

 

Schiere Verzweiflung. Irgendwann war mir klar: so kann das nicht weiter gehen!

 

 

Surround ist nicht mein Ding, die Boxen waren ja noch schlechter im Raum zu integrieren als meine Hörner - mal ganz abgesehen vom WAF (Women Acceptence Factor). Was für mich aber auch immer ganz klar war: Musik gehört in mein Leben und muss somit auch in meinen Wohnraum integriert sein.

Also eine Option für einen separaten Hörraum stand nie zur Diskussion. Ein echtes "NoGo" - das passt einfach nicht zu meinem Lebensstil.

 

Für mich war somit endgültig die Frage nach der Richtung geklärt - "Back to the roots" - also Stereo vom Feinsten soll es werden.

 

Bei meinen damaligen Überlegungen und letztlich Entscheidungen hatte mich wieder mal ein Test in der AUDIO stark beeinflusst. Da wurde eine Klipsch "Palladium P39 F" getestet. Allein beim Namen Klipsch kamen bei mir sofort wieder die guten Erinnerungen in den Sinn.

 

Als ich dann auch noch in Bernhard Rietschels Bericht sinngemäß las: "...vom Klipschorn die Dynamik ohne deren Schwächen..." und sah, dass diese Lautsprecher alles andere als hässlich sind, war es um mich geschehen.

 

2012 habe ich dann zugeschlagen und mir die Palladium in espresso  gekauft. Zuhause stellte ich dann fest, dass mein Harman Kardon HK 990 Verstärker noch nicht die optimale Kraftquelle für diese Lautsprecher war. Auch in diversen Foren wurde der P39f nachgesagt, dass sie trotz des sehr hohen Wirkungsgrades bezüglich der Verstärker eher eine Diva sei.

 

Nach meiner heutigen Erfahrung ist da schon etwas dran. Ob es an letztlich an den "Wattzahlen" liegt, vermag ich dabei nicht final zu beurteilen. Der HK 990 mit seinen mehr als 2x 200 Watt konnte jedoch das Potential der beiden Palladiums nicht ausschöpfen. Trotz seiner Leistung hatte er bei großen Lautstärken Probleme, die Kontrolle zu behalten.

 

Was tun? - also losziehen und sich auf die Suche nach einem Nachfolger begeben.

 

Dieser war auch bald gefunden: ein Musical Fidelity M 6 500i - bärenstark und dazu auch noch für die gebotene Performance preiswert.

 


 

 

 

Leider war ich mit der Zuverlässigkeit meines Gerätes nicht zufrieden. Die schlechten Erfahrungen mit der Marke sind sicherlich ein Einzelfall - jedoch für mich waren diese Erfahrungen mehr als ausreichend, die Verstärkerfrage nochmals gänzlich neu zu bewerten und zu überdenken.