Homestory
Im weiteren Verlauf zur Vereinfachung haben wir Erich als E: sowie Maldix als M: abgekürzt.
M:
Hallo Erich, wir freuen uns schon lange auf das Interview und darauf, mit Dir über Deine Liebe zur Musik zu reden und etwas von Deinen Weg zu einem der schönsten und faszinierenden Hobbys der
Welt zu erfahren.
E:
Hallo auch von mir. Die Freude liegt ganz bei mir, auch ich freue mich schon lange auf dieses Gespräch.
M:
Erich, Du beschäftigst Dich ja mittlerweile auch schon ein paar Jahre damit, gut Musik zu hören. Kannst Du Dich noch daran erinnern, wann dieses Fieber bei Dir begann?
E (kurz überlegend):
Als 12-jähriger hatte ich schon einen Traum. Bei uns gab es mitten in den Weinbergen ein altes Haus - und das wollte ich einmal besitzen. Warum? Weil weit und breit keiner war, der sich an lauter
Musik stören würde.
Man muss sich mal in die frühen Siebziger zurück versetzten.
Im SWF begann der "Pop Shop" - eine Stunde Pop- und Rockmusik - pro Werktag um 17:00 Uhr. Ich plante damals schon meine Freizeit um diese Sendung herum, später kam auch die Hitparade
samstagnachmittags mit Frank Laufenberg und anderen dazu.
Für mich ist bis heute noch SWR 1 Kopfhörer mit Otto Meyer die beste Sendung im Pop- und Rock-Bereich. Gott sei Dank kann ich den SWR per Satellit bei mir in München sehr gut empfangen, denn auch
im Jazz gab es hervorragende Leute im SWF. Allen voran unvergessen Joachim Ernst Berendt, den man auch immer liebevoll den "Jazz- Papst" nannte.
M:
Ja ich habe auch das Gefühl, dass damals Radio einen größeren Stellenwert einnahm.
E (scherzhaft aber nachdenklich):
Vielleicht sollten wir uns auch mal wieder mehr mit gutem Radio beschäftigen. Ich meine Radio, wo die Songs noch von Menschen zusammengestellt werden und zu jeden Song oft auch was inhaltlich
Wertvolles gesagt wird.
M:
Diese gute Idee - werde ich doch glatt mal mitnehmen. Vielleicht findet sich ja im Forum eine Möglichkeit, hierzu einen entsprechenden Thread zu eröffnen.
E (weiter):
Damals war die Jugend bei uns im Dorf musikalisch aufgeteilt in Softies, die Bands wie die Beatles mochten, die Möchtegern-Rocker mit ihren Rolling Stones und die wahren Kenner, die schon Jimmy
Hendrix, Canned Heat, John Mayall, Alexis Korner (die "Väter des weißen Blues") und später das Mahavishnu Orchestra von John McLaughlin (gilt als eine der bedeutendsten Jazzrock-/Fusion-Bands
der1970er Jahre) hörten.
M:
Und wo warst du zu finden? Lass mich mal raten - sicher nicht bei den Sofities!
E:
Welche Frage - war ganz klar bei den Letztgenannten!
M:
Welche Musik hast du damals gehört?
E:
Begonnen habe ich damals mit der Musik meines älteren Bruders und eines befreundeten Schlagzeugers, der in einer guten Tanzkapelle spielte. Meine ersten eigenen Platten waren 1969 Led
Zeppelin II und In-A-Gadda-Da-Vida von "Iron Butterfly".
M:
Wow - musikalisch das waren ja damals schon echte Kracher.
E:
Ja das sind sie heute noch. Für mich war damals aber das Album Borboletta von Carlos Santana, nach Abraxas sein 6. Album und sein erstes Jazz-Funk-Fusion orientiertes ein echter
Wendepunkt. Dieses Album hat mich zum Jazz gebracht. Eine solche musikalische Power war eigentlich nur noch dort zu hören.
Mich hatte das Jazz-Fieber sofort gepackt. Nur knapp ein Jahr später war ich schon so tief im Jazz verwurzelt, das ich schon einer der ersten Fans des berühmten Köln-Konzertes von Keith Jarrett
wurde. Ein unglaubliches Live-Konzert - für mich ein absolutes Muss für jeden Musikliebhaber.
M:
Ja Erich, das kann ich gut verstehen - mit diesem Konzert auf dem verstimmten Bösendorfer hat Keith Jarrett Musikgeschichte geschrieben.
E:
Ja dieses Konzert ist wirklich durchaus ein sehr interessantes Konzert. Jedoch war für mich schon immer das vorhergehende Live Soloalbum Bremen / Lausanne besser gewesen. Man hört
teilweise schon einige Ansätze vom späteren Köln- Konzert.
M:
Wenn Dir auch Klavierkonzerte gefallen, wie sieht es da mit Klassischer Musik aus?
E:
Den Zugang zur klassischen Musik habe ich erst in den letzten Jahren gefunden. Eine BBC- Sendung, in der Meisterwerke wie Brahms Violinkonzert u.a. richtig erklärt wurden, eröffnete mir hier das
Türchen oder Tor zur Klassik.
Heute verstehe ich Leute, die mit der Partitur in ein Klassikkonzert gehen und mitlesen. Bei Vokalkonzerten habe ich mittlerweile auch immer ein Textblatt dabei, um mitzulesen. Dadurch kann ich
die Musik noch viel intensiver wahrnehmen.
M:
Das reine Hören genügte Dir also auch nicht - Du beschäftigst Dich nicht nur mit dem Hören von Musik?
E:
Die Musik und auch die Anlagen zur Wiedergabe haben mich nicht mehr losgelassen. Für mich war ganz klar, dass ich später Elektrotechnik studiert werde, um dann endlich meine eigenen Verstärker so
bauen zu können, wie ich mir die immer wünschte.
M:
Und wie waren die selbstgebauten Verstärker?
E:
Nun - wie so oft im Leben kommt manches anders als gedacht. Mit eigenen Verstärkern habe ich mich dann doch nie beschäftigt, da ein neuer Zweig der Technik, die Informatik mit den ersten
Computern Anfang der 80er, aufkeimte, und diese war für mich so faszinierend, dass die Motivation eigene Verstärker zu bauen, verworfen wurde.