Homestory
E:
Die B&W 802 Diamond habe ich zum ersten Mal in Peking an McIntosh gehört und war fasziniert. Zur Bestätigung habe ich dann bei meinem Händler in einer Probesitzung, die einen Samstagvormittag
gedauert hatte, diesen ersten Eindruck versucht zu bestätigen. In die ganz enge Wahl war zu der Diamond eine T+A SOLITAIRE CWT 500 gekommen.
Es war ein harter Kampf für mich. Keith Jarrett mit seinem Köln-Konzert sprach wegen des tollen Pianoklangs für T+A, aber letztlich hat Herbie Hancocks Super-Album „River“ dann die Entscheidung
zu Gunsten der B&W herbeigeführt, als bei Both Sides Now nach dem Piano- Intro der Double Bass und die Drums einsetzten, bekam ich das Lachen ins Gesicht - das klang für mich einfach
besser.
Die Anlage hatte ich mit Kimber Kabeln KS 1130 (XLR) und LS- Kabeln KS 3033 (incl. Kabelbrücke für die LS-Terminals) ausgestattet. Die XLR- Kabel habe ich inzwischen verkauft und Audio Pro XLR
Kabel installiert. Die sind sogar billiger - aber mein Grund war, dass sie nicht so analytisch klangen, sondern voller und wärmer.
Als ich fertig war, hatte ich neben bei noch eine McIntosh MC452 Endstufe mitgekauft. Dem Amp lag ein blaues Siltech Stromkabel bei, das aber sehr schnell rausflog. Meine Stromversorgung habe ich
mit Audioplan realisiert. Deren Kabel brachte schon enorm mehr Wärme und Volumen. Ich habe dann aber auch hier ein Audio Pro Kabel eingesetzt. Erstaunlich, dass der Schritt vom Siltech zum
Audioplan wieder ein Kosten-Downgrade bedeutet, aber schon 75% des Klanggewinns ausmachte. Der Sprung zum viel teureren Audio Pro war dann nur noch 25%.
Zwei Jahre habe ich die Anlage mit dem Weiss DAC 202 (und daran sowohl ein MacBook und den CD Spieler per S/PDiff-Eingang) und der Clearaudio Phonostufe Balance + betrieben, da beide eine
Lautstärkeregelung haben. Einen XLR- Umschalter mit zwei Eingängen und einem Ausgang habe ich mit Mundorf Silberdraht- Verkabelung anfertigen lassen.
M:
Da hast du ja schon einiges an "Ingenieursarbeit" in diese Anlag gesteckt.
E:
Ja, das ist auch noch nicht alles. Irgendwann hat mir ein Münchener McIntosh Händler eine C500 Tube Vorstufe mitgegeben - damals eine AUDIO Referenz in der Bestenliste. Obwohl es sich um eine
weitere Komponente in der Kette handelt, hat sich der Klang nochmals signifikant verändert. Warum eine sehr gute Vorstufe einen klanglichen Gewinn gegenüber der direkten Verbindung der Quelle mit
der Endstufe bedeutet, wäre für mich auch eine echte Diskussion wert. Vielleicht sind es die Röhren in der Vorstufe, ich weiß es nicht.
M:
Mit welchen Quellen fütterst du denn diese Boliden?
E:
Anlaog spiele ich mit einem Transrotor Fat-Bob Plattenspieler zu. Dieser war eine Empfehlung meines Händlers. Ich habe ihn damals gekauft, weil er wenig „drum herum“ hatte und viel Plattenspieler
fürs Geld bot. Aber ehrlich - kaufentscheidend war für mich, dass ich mir mit dem Transrotor einen Jugendtraum erfüllen konnte.
Ich wollte immer schon einen SME Tonarm zu besitzen. Davon habe ich wirklich fast 40 Jahre geträumt, und nun konnte ich mir diesen endlich erfüllen - einfach göttlich! Ich habe den Player gleich
mit einem SME M2-9R Tonarm bestellt. Mein Händler konnte das zwar nicht wirklich verstehen. Er wollte unbedingt eine Vergleichs- Hörsession mit dem werksseitig vorgesehenen, und sicherlich
exzellenten Jelco-Arm machen.
"Bist du dir auch wirklich sicher, damit was du da tust?" hat er mich damals ungläubig gefragt.
Aber selten war ich mir so sicher bei dem was ich tat. Träume sind nun mal nicht rational zu fassen und der SME M2-9R ist für mich immer noch der Hammer.
M:
Bauchentscheidungen sind in einem solch emotionsgeladenen Umfeld für mich völlig verständlich. Aber hast du noch so viel Vinyl, dass sich der Transrotor lohnt?
E:
Ich habe seit 1969 alles Vinyl behalten und bin immer wieder dankbarer Abnehmer, wenn ältere Bekannte oder gar deren Erben aufräumen. Mittlerweile sind es insgesamt ca. 600 – 700 schwarze
Scheiben. Eine mir persönlich sehr wertvolle Kostbarkeit ist ein Vinyl- Mittschnitt einer Radiosession von Big Bill Broonzy, Brownie McGhee und Sonny Terry aus der Mitte der 50er, kurz vor dem
Tod von Big Bill Broonzy. Klingt toll und die Jungs (2 guitars, 1 Harmonica) klingen auch klasse.
M:
Hörst Du nur Analog oder gibt es noch weitere Quellen bei Dir?
E:
Ja, aber der Creek Destiny CD Player, der aus meiner vorherigen Konfiguration stammt, hat nachdem alle CDs gerippt sind und auf Platte liegen, recht wenig zu tun. Sollten also CDs doch wirklich
mal verrotten, habe ich meine komplette Sammlung auf mehreren Festplatten mit Backup gesichert. Es gibt ja Gerüchte, dass die ersten CDs aus 1980 sich langsam zersetzen. Ich kann dies bislang
noch nicht bestätigen.
Zu den gerippten CDs kommen derzeit noch ca. 200 High-Res Downloads in 24 Bit, 96 oder 192 kHz. Die ca. 700 CDs (gerippt) schlummern auf meinem Apple MacBook und werden entweder mit der MacBook
Software “Amarra Symphonie mit iRC (Impulse Respond Correction)“ inclusive einem Advanced Four-band Mastering EQ (Amarra kommt vom Studioausrüster SonicStudio) oder der Software “Pure Music“ der
Fa. Channel D abgespielt. Die “Pure Musik“ klingt manchmal etwas frischer und spritziger, hat aber keinerlei Eingriffsmöglichkeiten in die Akustik.
Auf Windows 8.1 nutze ich noch den Player “JRiver V20“, aber in meiner Anlage ist der Weiss DAC 202 per Fire Wire mit dem MacBook verbunden, den Windows-PC nutze ich nur im Arbeitszimmer mit
einem kleinen NuForce DAC und aktiven Bose PC-Lautsprechern. Ab und zu spiele ich noch mit Foobar2000, weil es so schön rudimentär ist.
Das hier ist meine Anlage heute - mit dem FireWire-Kabel vorne im Bild geht es zum MacBook am Hot-Spot. Hinten links kann man die Bassabsorber sehen, die in jeder Ecke stehen.
Digital Sources
Analog Sources
Pre-Amplifier
Power-Amplifier
Loudspeaker
Cables
Accessories
M:
Erich - das gilt es jetzt aber mal alles zu verdauen. Da steck ja neben dem einen oder anderen Euro auch jede Menge Herzblut drin. Um festzustellen, dass Du musik-verrückt bist, dazu braucht
man nicht zwingend ein Studium.
Bei so viel Technik und Veränderungen hast Du ja in Summe auch viele Tage ausprobieren und testen müssen?
E:
Ja - das dürften wohl eher Wochen gewesen sein, die ich hier mit Testen verbracht habe. Hilfreich beim Testen waren mein “Dirty Dozen“, so bezeichne ich meine Testplatten.
Das “Dirty Dozen“ sind die Aufnahmen, die ich in und auswendig kenne und mit denen ich Veränderungen jedweder Art überprüft habe. Es sind nun mehr 15 Songs, die ich sowohl auf CD als auch Vinyl
oder in HD verfügbar habe.
Diese Songs erfüllen jeweils bestimmte Kriterien, die ich bestens kenne und mit denen ich für mich Unterschiede bestens erkennen kann.
Meine Empfehlung an jeden Hi-Fi Fan ist es, sich eine solche Liste zu zulegen. Bei allen technischen Daten und Lobpreisungen, das eigne Ohr ist für jeden das finale Messinstrument.
M:
Diese Empfehlung kann ich auch nur bestätigen. Wir setzen aus diesem Grund auch immer auf ein Set bestimmter Titel. Welche Titel gehören denn zu Deinen 15 „Dirty Dozen“?