Homestory

M:
Wenn man den Aufwand, den Du in den Themen akustisches und digitales Fine-Tuning betreibst anschaut, zeigt dies nur, wie konsequent Du Deine Vorstellung gut Musik zu hören verfolgst. Chapeaux. Aber die vielen Kenntnisse hast Du Dir ja hoffentlich nicht alle experimentell erarbeiten müssen. Oder?

E (lachend):
Zum Glück nicht, das wäre ja ein echter Kreuzweg geworden. Nein, ich habe mir vieles in meinem Studium aber auch durch einschlägige Literatur über Jahre an gelesen. Schließlich ist dies ja schon ein paar Jahre mein Hobby. So lese ich nun seit  fast 30 Jahren Audio und Stereoplay,  mit einer Unterbrechung seit 2013, als mir zu viel AV und Heimkino im Heft war. Zur Stereoplay bin ich aber nach einem Jahr zurückgekehrt, zur Audio erst wieder in diesem Jahr. Man vermisst seine alten Lieben halt doch.

Die STEREO lese ich ununterbrochen seit 30 Jahren. Ich kenne die Stärken und Schwächen der Zeitschrift und auch einzelner Redakteure und kann deshalb die Berichte gut einordnen.

Hoch interessant finde ich, wie unterschiedlich neue CD´s in verschiedenen Zeitschriften bewertet werden. Die Einschätzung der STEREO trifft fast immer meinen Geschmack, besonderes bei Neuerscheinungen, die STEREO verreißt oder lobt.

In den letzten Jahren bin ich darüber hinaus auch bei den sogenannten Autorenheften gelandet, weil die Artikel sehr viel Spaß beim Lesen machen. Die Leute haben mehr Platz, über grundlegende Konzepte (z.B. die 300B Pentode), die Geräte und ihre Entwicklungsstufen ausführlich zu schreiben. Dabei gehen sie auch näher auf die zum Urteilen gehörte Musik ein. Was diese Hefte besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass es oft Profis sind, die als Musiker oder Tontechniker arbeiten, die dort schreiben. Beispiele für diese Autorenhefte sind: HiFi records und Image HiFi sowie HiFi Stars.
Ergänzend, damit ich den modernen Kram (Apple & Co.) auch verstehe, lese ich noch die HiFi Digital, eine Schwesterzeitschrift der STEREO.

Als digitale Ausgaben habe ich noch die Stereophile aus USA und HiFi plus aus UK abonniert. Die Stereophile macht einen regelrechten Kult um seine Autoren, der aber auch von den Lesern auch so gepflegt wird.
 
So zum Beispiel “Veteran audio reviewer Art Dudley who listens to components and recordings that are off the beaten track”. Und alle Autoren haben viel Respekt vor der Meinung des Herausgebers John Atkinson, einem Tonmeister, der das Heft seit 1986 leitet.

Wenn mich ein Thema besonders interessiert, schlage ich manchmal, aber doch eher seltener, noch in meinen Büchern aus meinem Studium der Elektrotechnik über Recording, Studiotechnik und elektrische Schaltungen nach.

Über 20 Jahre nach Erfindung des Transistors, während meines Studiums musste ich noch sehr viel über Röhren lernen. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich dieses Wissen im Jahre 2015 noch brauchen könnte, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

 

M:
Es ist irre, womit Du Dich beschäftigst, um letztlich einfach nur Musik zu hören. Gibt es den auch Dinge, an die Du Dich eher weniger ran wagst?

E:
Ja auch diese Dinge gibt es. Handwerklich bin ich nicht ganz so begabt. Ich habe deshalb noch einen großen Respekt davor Umbauten an meinem Plattenspieler vorzunehmen. Ich habe noch da noch nie selbst ein System gewechselt.

M:
Bei der Zielstrebigkeit, mit der Du sonst ans Werk geht’s, wird das sicher auch nicht lange auf sich warten lassen, bis Du da irgendwann Dir die entsprechenden Fertigkeiten angeeignet hast. Welche weiteren Aktivitäten stehen bei Dir noch an? Gibt es da noch Projekte?

 

E:
Aber klar – es gibt da noch Themen, die ich gerade abgeschlossen habe oder in naher Zukunft noch angehen werde.

Als erstes eine Schieferplatte unter den Fat-Bob und irgendwann ein neues Rack.

Bezüglich der Unterlage für den Fat-Bob, beabsichtige ich mir beim Steinmetz um die Ecke eine Schieferplatte möglichst großer Stärke (hier gilt: viel hilft viel) zu besorgen. Das ist aber alles noch in der Überlegung - ich werde berichten, wenn sich an dieser Stelle etwas konkretes getan hat.


Die digitalen Komponenten sind allerdings wesentlich innovativer. Hier könnte ich mir durchaus vorstellen, dass wenn sich signifikante Verbesserungen ergeben, ich auch nochmal was verändere.

M:

Das mit der Schieferplatte ist sicher ein interessanter Aspekt, da ich als "Grundlage" für meine Lautsprecher hier bereits erste Erfahrungen machen konnte. Ich habe jedoch anstatt des Schiefers einen hochverdichten Granit als Base genommen. Du hattest eben noch ein neues Rack erwähnt? Was hat es mit diesem Projekt auf sich?

 

E:
Mein aktuelles Rack hat ein Mittelteil von CREAKTIV und zwei selbstgebaute Basen. Die McIntosh- Geräte stehen noch auf 25 kg- Basaltplatten von Baumarkt. Diesen Tipp habe ich von Ulf Soldan, Produktmanager bei B&W. Er hatte mir dies mal empfohlen und nun habe ich sie schon zwei Jahre im Einsatz.

Den Zweck erfüllen diese Platten sehr gut, aber schön ist anders. Irgendwie ist das sehr konträr, die Anlage kostet mehr als ein 3er BMW Cabrio und steht auf Gartenbau- Platten aus dem Baumarkt. Da hätte ich schon gern etwas ästhetisch Ansprechenderes. Sobald ich da eine Lösung finde, die mit gefällt, werde ich da nochmal ran gehen. Auf der High End hatte ich mich zwar schon umgeschaut, aber Racks spielen da kaum eine Rolle. Vielleicht wechsele ich zu Finite Elemente Racks, die schauen ganz gut aus.

M:
Manchmal ist es wirklich so - und die Optik sollte auch passen. Vielleicht kannst Du Dir ja auch was selber entwerfen und bauen lassen, da könntest Du dann auch Deine Erfahrung einfließen lassen.

E:
Ja - darüber habe ich auch schon nachgedacht, jedoch die letzte Entscheidung in diesem Thema ist noch nicht gefallen.
Im Prinzip will ich eigentlich nur noch Musik hören. Hinsetzen, Musik auf der angewärmten Anlage spielen und genießen.

Dies ist ein Ziel, welches ich schon lange anstrebe, das mir aber noch nie für längere Zeit gelungen ist. Ich kann da nicht über meinen Schatten als Ingenieur springen - das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten und deshalb experimentiere ich doch immer weiter, mit dem Ziel für mich das Optimum zu finden - wenn es das den wirklich gibt.

 

Dabei ist ganz klar das Thema Raumakustik bzw. Raumtuning meiner Meinung nach der wichtigste Punkt für den musikalischen Hochgenuß.

M:
Erich - die Hifi-Hersteller werden es wahrscheinlich anders beurteilen, aber ich hoffe mal, dass du den Zustand findest, wo Du einfach nur Musik hören und genießen kannst und einem Leitmotto: „Music was my first love and it will be my last“ näher kommst oder dies sogar erreichst.

Ich möchte mich nun für das sehr interessante Interview und die vielen Erfahrungen und Tipps herzlichst bedanken. Ich hoffe, dass ich bald einmal die Gelegenheit bekomme, mit Dir mal vor Ort Deine und meine „Dirty Dozen“ an zu hören.