NF - Kabeltest

Text und Bilder: AW

Manche Aktivitäten ergeben sich aus normalen Hörsessions, so auch dieser Vergleich von NF–Kabeln. Nach dem Ende der der letzten Kopfhörer-Hörsession, mit Hifiman HE6, den beiden Stax-Brüdern und dem Fostex TH900, hatte ich plötzlich noch ein Bündel NF-Kabel hier liegen.

Toms locker hingesagter Bitte „die kannst du ja auch gern mal ausprobieren“ bin ich im Rahmen des Kopfhörer Tests der beiden Stax-Brüder, obwohl ich das eigentlich nicht so im Plan hatte, doch nachgegangen.

Auf Grund der doch sehr sommerlichen Nachttemperaturen der letzten Zeit konnte ich eh nicht oder erst sehr spät schlafen, also hatte ich ja noch etwas zusätzliche Zeit, mir die NF-Kabel doch mal anzuhören. Also habe zusätzlich zum Kopfhörertest einige Abende NF-Kabel im Vergleich gehört.

Die Daten zu den Kabeln habe ich mir bewusst erst nach Abschluss des Tests angeschaut, um mich möglichst nicht von Eckwerten und Preisen leiten zu lassen.


Die Kandidaten

 

"King Cobra" von Audioquest - Preis ca. 250 €

 

Das dunkelrot/schwarz ummantelte Kabel "King Cobra" von Audioquest, mit den im selben Rotton gehaltenen Stecker mit versilberten Kontaktflächen, ist für mich optisch ein echter Hingucker.

Im inneren Aufbau befinden sich drei Massivleiter aus Kupfer, welche einzeln in Röhren aus Polyethylen (PE) verpackt wurden, so dass diese luftisoliert sind.

Entsprechend der Messwerte und Herstellerangaben eignet sich dieses Kabel auch dazu, längere Kabelstrecken zu überbrücken.


"Reference Nf-102" von inakustik  -  Preis ca. 130 €/m

Das recht bekannte Kabel von inakustik ist im Aufbau mit zweifacher Isolierung um den Massivinnenleiter aus geschäumtem und festem PE umgeben.

Als Rückleiter fungiert ein insolierter Kupferdraht, der auch Kontakt zum Folienschirm hat. Die Stecker sind recht massiv, das Kabel wirkt jedoch etwas starr.

 

"NF-S1 Quattro Silver" von ViaBlue - Preis ca. 130 €/m

Symmetrischer Aufbau mit zwei verzinnten 0,5 mm² Kupferinnenleiter zu je 19 Einzellitzen (19 x 0,185mm²) mit Polyethylen Isolierungen.

Zum Füllen werden zwei verseilte PVC Isolatoren verwendet. Vierfach Abschirmung "Quattro Silver Shield" mit zwei ALU-PETP Folien sowie zwei gegenläufigen versilberten Spiralschirmen mit 0,15 mm² Einzeldrähten.

Als Schutz des Silber-Shields ist es  mit einer Vliesfolie zwischen Schirm und Außenmantel versehen.

Die weiteren technischen Details:
Außendurchmesser - 8mm
Abschirmung - 4 (2x Wendels. / 2x Folien.)
Veredelungen - versilbert & verzinnt,
Kapazität - Leiter: 50pF/M / Schirm: 100 pF/M

 

"NF yellow" von Dolphin Audio - Preis  ca. 300 €/m

Kupfer im  Litzenaufbau,
koaxial verschaltet,
ausgeführt mit Spezialstecker,

in Summe dadurch wirbelstromfrei


Die Preisangaben habe ich als Anhaltspunkte im Nachgang zum Test aus dem Internet recherchiert, das sind lediglich ca. Werte, da die Preise je nach Anbieter etwas schwanken.

Meine Testumgebung

Quellen:

  • Naim Uniti 2
  • Fiio X5.2 mit ifi micro iDSD


Die NF-Kabel dienten als Anbindung an:

  • Stax-KH SR-007 MK2 an SRM- 007t MK II optimiert
  • SR-007 an SRM-717t
  • Revox Endstufe B750 MK2 optimiert

 

Lautsprecher:

  • Klipsch Palladium P39F, mit RG391/u

 

Netzkabel:

  • an allen Komponenten unser bekanntes Westdrift-Kabel LAPP-Ölflex Robust 210 mit 12x1 in Eigenkonfektion

 

Der Test

Da wir im Rahmen des Stax-Brüder Tests die Kopfhörerverstärker auch mit NF-Kabeln anbinden mussten, lag die Entscheidung, sich die unterschiedlichen NF-Kabel mal etwas näher anzuhören, recht nah.

Von meinen Quellsystemen konnte ich direkt mit zwei unterschiedlichen NF-Kabeln direkt zum Vergleich auf die Eingänge bei den Stax-Kopfhörerverstärkern gehen. Damit war es möglich, mit der für mich besten Wiedergabemöglichkeit, direkt ohne Zeitverlust beim Hören umzuschalten. Der einzige Unterschied in der Kette war also das NF-Kabel.

In meiner Umgebung habe ich normaler Weise nur die NF-Verbindung vom analogen Ausgang auf den Stax-Kopfhörerverstärker oder evtl. die Revox Endstufe, welche ich in diesem Zusammenhang auch im Vergleich gehört habe.

Als Musik habe ich neben unseren schon oft beschriebenen und bestens bekannten Standard-Teststücken noch diverse High-Res Aufnahmen in der Auflösung 192khz/24bit verwendet.

 

Das Ergebnis

Damit ich den Überblick nicht verliere, hatte ich zur Unterstützung meine Ergebnisse in einem Excel-Sheet direkt auf dem PC festgehalten.

Nach vielen Stunden des Vergleichens und Auswerten meiner Ergebnisse war das Bild so uneinheitlich, dass ich für mich keine signifikanten Hörunterschiede festmachen konnte.

Wenn man ein audiophiles Ohr einmal voraussetzt und dass man sich mit seinen Geräten und seinem Gehör bestens auskennt, dann kann man evtl. auch Feinheiten und Unterschiede wirklich verstehen und heraushören.

Eine allgemeingültige Aussage, in wie weit „Freaks“ wie wir, eine signifikante Steigerung der Präzision und Maximierung des Klangergebnisses mit unseren Anlagen hören können, finde ich schwierig und dies ist für mich nur sehr subjektiv zu beantworten.

Mit den mir zur Verfügung stehenden (Test)Mitteln waren bei diesen Testkandidaten die klanglichen Unterschiede so gering, dass ich diese zukünftig für mich vernachlässigen kann.

Anders gesagt: in einem Blindtest würde ich hier für mich die weiße Flagge hissen. Da wären mit die Unterschiede zu gering oder sind erst nach sehr langer Zeit für mich wahrnehmbar.

Ich glaube, ich kann mich letztlich, wenn ich selber umstecke und dann nachfolgend höre, auch nicht völlig von psychologischen Einflüssen frei machen und sagen, in wie weit ich die preislichen Unterschiede oder auch das Handling unbewusst mit einfließen lasse.

 

Vom Handling her war das „NF yellow“ von Dolphin Audio für mich das angenehmste Kabel, da es recht flexibel war.

Das „Nf 102“ von inakustik ist dagegen zwar deutlich dünner, aber halt recht starr. Es hat aber die für mich am wertigsten wirkenden Stecker verbaut.

Das Hama als günstigste Variante im Test, wirkt im direkten, haptischen Vergleich billiger als die anderen Kandidaten.

Optisch der „Eyecatcher“ war das Audioquest.

Im Hörtest konnte ich wie gesagt, wenn überhaupt, nur marginale Abstriche festmachen. Diese Unterschiede mit blumigen Worten zu verschleiern, überlasse ich hier gerne den Leuten, die mit diesen Kabeln viel Geld verdienen.

In meinem Vergleichstest würde ich den gesamt Einfluss des NF-Kabels auf den Gesamtklang in einem ganz niedrigen einstelligen Prozentbereich ansiedeln.

Ob man nun an dieser Stelle der Kette dem NF-Kabel entsprechenden Aufwand bezüglich der Optimierung und maximal möglichem Verbesserungsergebnis betreiben möchte (Zeit, Preis), muss jeder für sich entscheiden. 

Die maßgebliche Faktoren in diesem Zusammenhang sind für mich die gesamte Anlage, Hörsituation, Musik und letztlich das eigene Gehör und Psyche.

Was ich in diesem Zusammenhang meine ist - wer eine Anlage hat, die

  • auch mögliche Feinheiten herausarbeiten kann
  • seinen Raum bereits schon optimiert hat
  • Aufnahmen in einer entsprechenden Qualität und mit größtmöglichem Detailreichtum hört
  • und darüber hinaus auch noch persönlich in der Lage ist, feinste Unterschiede zu hören
  • und darüber hinaus auch noch über entsprechende finanziellen Möglichkeiten verfügt hochwertige Kabel zu kaufen

der kann sich meiner Meinung nach auch guten Gewissens mit der Optimierung in Sachen NF-Kabel wagen.

 

Vor dem Hintergrund meiner Testerfahrung steht in meinen Augen ein möglicher Klanggewinn im umgekehrt proportionalen Verhältnis zum eingesetzten Aufwand.

Mein Eindruck beschreibe ich frei nach Pareto 80:20 wie folgt:
um die restlichen 20% Klang seiner Anlage zu optimieren, sind aus meiner Sicht 80% des gesamt Aufwandes notwendig - von denen man einen recht großen Anteil in NF-Kabeln versenken kann.

Wer jedoch diese Aufwände nicht scheut, der hat hier gut Möglichkeiten für ein Feintuning.

 

Meine Erkenntnis nach dem Test:

 

Ich habe die Frage, ob ich an der Stellschraube NF-Kabel drehen möchte, für mich klären können. Bevor ich nicht alle anderen Themen ausgereizt habe, werde ich wohl hier so schnell keine Hand mehr anlegen.